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Logbuch 2006
Teil 5 - Inseln des Dodekanes zwischen Kos und Rhodos
31. August - 10. Oktober 2006

31. August bis 5. September, Kos - Symi - Rhodos
Der nächste Schlag ist mit 52 Seemeilen ziemlich lang, wir fahren an Kos und an der Datça-Halbinsel vorbei und durch die schmale Durchfahrt zwischen Symi und dem Inselchen Nimos in die Pedi-Bucht. Hier zu ankern ist nicht sehr einfach. Der Grund fällt steil herab und der Meeresboden soll gemäss Handbuch nicht sonderlich gut halten. Der Steg ist bereits mehrreihig belegt und einige Jachten sind in der Bucht frei vor Anker. Wir wählen uns einen Platz vor dem Hotel und lassen genügend Kette ausrauschen weil die Fallböen aus W bis N mit 5 Bft doch ziemlich kräftig sind. Am nächsten Tag sind die Fallböen mit bis zu 10 Windstärken noch weit kräftiger und zeitweise fliegt das Wasser horizontal über die Oberfläche. Man kann auch beobachten, wie die Jachten am Steg mit Gischt und Sand eingedeckt werden. Ich möchte nicht dort sein... Am dritten Tag beruhigt sich der Wind und wir wagen eine Busfahrt in den Symi-Hauptort. Sehr gepflegte und hübsche Architektur im italienischem Stil. Alle Häuser pastellfarben, mit Giebeldach und schauen mit ihren Fronten zu der Mitte der Bucht. Der Hauptort ist sehr hübsch und gepflegt und die Geschäfte haben ein gutes Sortiment. An der Hafenpromenade findet man unzählige Tavernen. Symi ist ein beliebtes Törn-Ziel, so sind die Anlegestellen für Jachten alle belegt. Die Hafenbucht scheint mir nicht gerade gut geschützt zu sein und Schwell lässt die Schiffe schaukeln.

 
Symi   links: die Pedi-Bucht. rechts: der Symi-Hauptort

Theaterstück: Pedi-Ankerwuhling
Ouvertüre:
Zurück zu der Pedi-Bucht nimmt der Wind wieder etwas zu. Wir liegen aber bombenfest und haben genügend Platz zum Schwojen.
Akt 1:
Am Nachmittag kommt eine deutsche Segeljacht in die Bucht und sucht sich einen Ankerplatz. Beim ersten Versuch hält der Anker nicht oder der Skipper hat den Schwojkreis ungenau gerechnet und die D-Jacht droht mich zu rammen. Er holt den Anker wieder auf und versetzt sich etwas weiter nach Vorne. Die Kette der D-Jacht liegt über meine. Ich versuche mit Zeichen den D-Skipper darauf aufmerksam zu machen. Ich werde nicht wahrgenommen. Wenn die Kette der D-Jacht voll unter Zug kommt und unsere Schiffe in Linie liegen, ist der Abstand unter uns nicht grösser als 5 Meter. Voll Vertrauen, dass sie so richtig liegen, geht die ganze D-Mannschaft mit dem Dinghy zum Nachtessen an Land (die Schiffe ziehen in den Böen immer noch kräftig an die Ketten).
Akt 2:
Eine TR-Jacht mit 4 türkischen Männern an Bord sucht sich eine Ankerplatz. Sie wählen mal die Mitte zwischen mir und der herrenlosen D-Jacht, die momentan etwas auseinender liegen, und lassen den Anker über die Kette der D-Jacht und meiner fallen und warten ab, wie sich das Boot ausrichtet.
Akt 3:
Sie kommen sehr bald bedrohlich nahe zu der D-Jacht und entscheiden den Anker wieder hoch zu holen. Das gelingt natürlich nicht weil ihr Anker sich in die Ketten der D-Jacht und meiner verhakt hat. Ihre Ankerwinsch streikt auch noch zeitweise. Bei der ganzen Arbeit touchieren sie die D-Jacht und zwei Mitglieder der TR-Mannschaft versuchen ganz aufgeregt mit Fendern das Schlimmste abzuwehren. Der Skipper einer englischen Jacht und ich schaffen es nach einiger Zeit dem TR-Skipper klar zu machen, er solle die Kette an einem Fender binden, die Kette von Bord lösen und etwas weiter weg den Reserve-Anker auszubringen. Morgen (es war ja schon ziemlich dunkel) können sie dann in aller Ruhe ihren ersten Anker holen. Das machen sie und Ruhe kehrt wieder ein.
Akt 4:
Am Morgen will die TR-Jacht den ersten Anker an Bord holen um wegzufahren. Viele Manöver, Schimpfworte zwischen der D- und der TR-Jacht fliegen wiederholt durch die Luft. Schlussendlich gelingt es der TR-Mannschaft mit Hilfe von Leinen, den Anker an Bord zu holen.
Akt 5:
Ich will auch weiter ziehen, so rufe ich dem D-Skipper zu, dass ich jetzt gehen möchte und, dass seine Kette über meine liegt. Er ruft zurück, dass nicht seine Kette über meine liegt, sondern umgekehrt. Ich schaue ihn ganz erstaunt an und sage ihm ich sei als erster hier gewesen, also sei seine Behauptung nicht zutreffend.
Er glaubt es mir nicht und spektakelt weiter. Ich höre ihm nicht mehr zu, fahre langsam bis auf die Höhe meines Ankers und hole die Kette straff aber mit dem Anker noch am Boden. Ich beobachte dabei, wie der D-Skipper an seiner Kette die Vibrationen fühlt. Fahre dann noch etwas im rechten Winkel zu der D-Kette um sie wegzustossen, fahre dann wieder rückwärts und kann meinen Anker an Bord holen.

Epilog:
Ich fahre dann ganz langsam längs der D-Jacht und der D-Skipper entschuldigt sich bei mir, seine Kette sei doch über meine gewesen...Leute gibts!

 
Symi   Ankerplatz bei der kleinen Insel Seskli

Der nächste Ankerplatz ist zwischen den Inselchen Seskli und einem vorgelagerten niedrigem Felsen im Süden von Symi und kann nur bei ruhiger Wetterlage benutzt werden. Bei viel Wind nehmen Strömung und Schwell zwischen den Inselchen rasch zu. Ein schöner Sandfleck mit herrlich klarem Wasser. Dieser Ankerplatz und der kleine Steg werden täglich von zwei Ausflugsbooten aus Symi angelaufen und an Land für Grilladen benutzt. Alles sehr diskret und ruhig. Drei kleine Fischerboote benutzen diese ruhige Ecke als Ausgangsbasis zu ihren Fanggründen und etwa drei Jachten können hier Platz finden. An Land eine kleine Kapelle und ein Maultier das unter den Tamarisken am Strand Schatten sucht.
Für die Nacht fahren wir in die Panormitis-Bucht. Dort sind etliche Jachten vor Anker und wir müssen lange einen genügend grossen freien Fleck suchen.
Die Bucht ist beinahe rundum geschlossen, die Wassertiefe an vielen Orten gering und der Grund ist mit feinen Algen bedeckt.
Wir hatten keinen Wind also war es kein Problem hier zu übernachten. Wir haben aber einige Jachties getroffen, die über Erfahrungen in der Bucht berichteten wie schlechter Halt und Schwell bei Winden aus W bis N. An Land ist ein grosses Kloster das für die Griechisch-Orthodoxen ein Wallfahrtsort ist. Das Kloster kann man besichtigen und wie überall in den GR-Klöstern sollten Frauen die Schultern decken und einen langen Rock tragen, die Männer lange Hosen. Wir besichtigen das interessante Kloster mit dem Museum für sakrale Kunst und das ethnische Museum. Am Tag kommen diverse kleine und grössere Fähren in die Bucht, legen an und Massen von Pilgern und Touristen strömen an Land.
Nach der Besichtigung des Klosters und vor dem grossen Massenandrang fahren wir aus der Bucht und gehen wieder zum Ankerplatz bei dem Inselchen Seskli.
Diesmal wollen wir die Nacht hier verbringen obschon etwas Schwell vorliegt.
Am nächsten Tag legen wir nach dem Mittagessen los und erreichen Rhodos nach einer Überfahrt von vier Stunden bei NW 3 und gesetzter Genua.

   
Symi   links: die Panormitis-Bucht mit dem Kloster. rechts: im Kloster

5. September bis 18. September, Rhodos
In Rhodos angekommen, drehen wir eine Runde im Mandraki-Hafen und da es Dienstag ist (die Charterjachten sind weg), finden wir eine Lücke nahe bei der Nikolaou-Burg. Man liegt hier noch ganz gut obschon der Wind eher seitlich drückt. Zum Glück sind zwei Boote weiter im Luv zwei ganz grosse Motorjachten die hier ihren Dauer-Liegeplatz haben und uns den Wind etwas wegnehmen. Der Umgang mit den Marina-Betreiber ist ziemlich kompliziert. Sie verstehen knapp und sprechen ziemlich rudimentär Englisch. Für drei Tage Liegeplatz bezahlen wir 17.5 Euro, für Wasser und Strom 15 Euro welche nicht tagweise zu haben sind, sondern nach einem Zeit- oder Verbrauchssytem abgerechnet werden und im Voraus bezahlt werden müssen. Wie das genau funktioniert habe ich schlussendlich nicht herausgefunden und musste mehrere male ins Marina-Bureau um wieder einschalten zu lassen. Schlussendlich braucht es auch noch 0.88 Euro für die Stempel des harbour masters die in der Stadt zu holen sind. Rhodos-Stadt ist überaus faszinierend, historisch und kulturell vielfältig wie selten eine Stadt sein kann. Ein richtiger Schmelztiegel von griechischem und römischem Klassizismus, Mittelalter der Kreuzritter, Renaissance der Venezianer, Zeit der Ottomanen, die Italiener im frühen 20sten Jahrhundert und auch die Moderne. Alle Bauten und Baustile bunt durcheinander gemischt.

 
Rhodos   links: der Hafen Mandraki. rechts eine Gasse in Rhodos-Stadt

 
Rhodos   im Museum in Rhodos-Stadt

Am nächsten Tag mieten wir ein Auto und erkunden das Inselinnere. Das bekannte Schmetterlingstal (eher Schlucht), Klöster, bewaldete Berglandschaften und Lindos haben wir uns nicht entgehen lassen.

 
Rhodos   links: in einem Kloster im Inneren der Insel. rechts: im Schmetterlingstal

Nach der dritten Übernachtung ist es Zeit wieder weiter zu ziehen. Wir legen los und oh! Wunder wir haben keine fremde Anker gepackt und keine fremde Kette hat sich über unsere gelegt. Wir fahren der Ostküste entlang nach Süden und ankern in der sog. Anthony Quinn Bucht, Ziel vieler Ausflugsboote und auch von Landtouristen. Sehr schön und herrlich klares Wasser. Wir ankern hier in der Mitte der Bucht. Einige Ausflugsboote müssen um uns herum turnen um ihre Boje oder ihren gewohnten Ankerplatz zu erreichen. Keiner schaut aber mit erbostem Blick auf uns, man wird wohlwollend toleriert. Wir baden ausgiebig in diesem klaren Wasser und mit Taucherbrille bewaffnet, kann ich vom sandigen Grund bei etwa 10 m Tiefe ein schönes grosses Badetuch, 5 (!) teils sehr gute Taucherbrillen und etliche Schnorchel nach oben nehmen. Gründlich gewaschen bereichern sie unsere ohnehin reichhaltige Ausstattung. Am späteren Nachmittag sind alle Ausflugsboote weggefahren und etwas später sind auch die letzten Badegäste vom Strand weggezogen. Die Bucht gehört uns ganz allein.
Ich habe verschiedene Versionen der Geschichte gelesen, warum die Bucht nach dem Schauspieler benannt ist. Die glaubwürdigste ist, dass nach dem Film Zorbas der Grieche, die damalige griechische Regierung, entzückt durch die so lebensnahe Darstellung des griechischen Insel-Alltags, die Bucht dem Anthony Quinn geschenkt hat. Bei einem Regierungswechsel wurde sie dem Schauspieler wieder entzogen und es landete in ein internationales Gerichtsverfahren das heute mit den Nachkommen von Anthony Quinn immer noch andauert.
Am nächsten Morgen, als die Landtouristen und Ausflugsboote wieder die Bucht zu Beleben beginnen, gehen wir Anker auf und ziehen gemütlich weiter nach Süden, machen einen Badehalt bei der Stegna beach und gehen schlussendlich in die Lindos-Bucht vor Anker. Schöner Ankerplatz, der nur bei südöstlichen Winden gefährlich werden kann, direkt unter der Akropolis von Lindos. Guter, sauberer Sandgrund. Wenige Jachten sind da aber viele Badegäste am Strand. In die Bucht kommen täglich am späteren Vormittag 3-4 Ausflugsboote aus Rhodos-Stadt, entladen die Touristen an dem Steg und legen gegen 16 Uhr wieder ab.

 
Rhodos   die Bucht von Lindos

Die touristische Attraktion für die "Besteigung" des Weges bis zur Akropolis sind die Maultier-Karavanen die ihre Station am Anfang des Dorfes und auch immer rechtzeitig bei der Bucht sind, wenn die Ausflugsboote kommen. 10 Euro kostet der Einweg-Ritt. Wir haben auf dem Boot sowieso zu wenig Bewegung, also lassen wir uns den Marsch nach oben nicht entgehen. Wir sind bereits um 8 Uhr morgens los denn heute ist Windstille und es wird bestimmt heiss. Der Aufstieg mit den Abkürzungen aber umso steiler dauert nur etwa 10 Minuten. Nach der Besichtigung der interessanten Akropolis, wo die Antike und das Mittelalter Hand in Hand gehen, laufen wir gemütlich zum Weltkultur Erbe zählende Lindos herunter. Kleine, enge und verwinkelte Gassen mit unzähligen Souvenirs-Läden und Tavernen, geschnitzte Türen und Tore. Leider Touristen überall und in den engen Gassen ist der Andrang beträchtlich. Lindos ist eben einzigartig und sehenswert. Am nächsten Tag treffen wir meinen früheren Arbeitskollegen Heinz und seine Frau Regula in der Vlicha-Bucht nördlich von Lindos. Sie sind hier in den Ferien und wir haben unsere Terminplanung in den letzten Wochen so gestaltet, dass wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Sie bringen uns die letzten Nachrichten aus meinem früheren Arbeitgeber und aus unserem Wohnort. Am Abend gehts nach Lindos in eine Taverna mit Dachterrasse und schöner Aussicht zu einem sehr reichhaltigen Nachtessen.

 
Rhodos   links: in der Akropolis. rechts: das Städtchen von Lindos

Von Rhodos möchten wir unbedingt noch die südwestliche Spitze bei Prassonisi sehen und fahren nach der dritten Übernachtung in der Lindos-Bucht zum Ankerplatz bei Plimiri, das südlichste Dorf von Rhodos. In Plimiri ist auch ein kleiner Hafen der aber von Fischerbooten total belegt ist. Vor dem langen Strand ist ein Ankerplatz der noch ganz OK ist. Der Strand ist praktisch menschenleer und keine einzige Jacht ist in der Umgebung. Der Wind bläst unaufhörlich mit etwa 5-6 Bft vom NW. Zuviel für unser Vorhaben von der Südseite von Rhodos zu den Inseln zwischen Rhodos und Kos zu gelangen. Gegen Wind und Wellen zu kämpfen haben wir gar keine Lust.
Also gehts in den nächsten Tagen wieder zurück nach Lindos, dann versuchen wir in der Ladiko-Bucht zu ankern, was wegen grossen, flachen Steinplatten und Schotter nicht gelingt, ankern wieder in der Anthony-Quinn-Bucht und sind wiederum die einzige Jacht. Diesmal bleiben wir zwei Tage.
Den nächsten Halt wollen wir wieder in Mandraki machen aber es ist Samstag und Mandraki ist total ausgebucht. Wir fahren in die sich in Bau (wird sie jemals fertig?) befindende Marina, ankern genau in der Mitte der Wasserfläche bei ähnlichen Windverhältnissen wie bei Plimiri und warten zwei Tage, bis sich der Wind etwas beruhigt.

18.September bis 29. September, Rhodos - Tilos - Chalki - Alimia - Tilos - Nisyros - Kos
Am Montag hat sich der Wind soweit beruhigt, dass er total ausgefallen ist... Wir fahren also los nach Westen mit Ziel Tilos.
Bei unserer Ankunft in Livadia ist der Hafen ziemlich leer und wir fragen die Hafen-Kapitänin (ist eine Deutsche) ob wir längsseits anlegen können. Mit ganz klaren Zeichen sagt sie dazu Njet!
Wir ankern dann für die erste Nacht etwas ausserhalb des Hafens auf der Höhe der Kappelle. Kein Schwell, der Wind kommt vom Land und der Anker hält gut. An Land gehts per Dinghy.
Im Laufe des Nachmittags füllt sich der kleine Hafen und einige Jachten müssen ebenfalls vor dem Strand vor Anker gehen.
Am nächsten Tag, als sich der Hafen gegen Mittag wieder leert, legen wir doch mit Anker und Heckleinen an die Pier. Man liegt hier gut, bezahlt 5.40 Euro pro Tag beim harbour master und 3 Euro an die Dame für den Strom. Livadia ist ein kleines, nettes Dorf und bietet genügend Möglichkeiten für den Einkauf. Eine Schnellfähre, die der Gemeinde Tilos gehört, verkehrt beinahe täglich nach Rhodos und Nisyros.

 
Tilos   links: im kleinen Hafen von Livadia. rechts: Livadia

Mit einem Bus lassen wir uns im nördlichen Teil der Insel zu der Chora bringen und geniessen diese typische Atmosphäre der engen Gassen, der schneeweissen Häusern und der farbigen Türen und Fenster. Wir laufen hinauf zu einer alten Kirche von deren Vorplatz die Aussicht sehr schön ist. Die Kirche ist leider geschlossen. Wir laufen die Treppe wieder hinunter und da kommt uns ein alter Mann entgegen der uns sofort fragt: parlate italiano? Selbstverständlich tun wir das. Wolltet ihr die Kirche besichtigen? Ich habe den Schlüssel. Mit ihm besichtigen wir die kleine Kirche und erzählt uns dann lange seine Geschichte. Italienisch hat der alte Mann während der italienischen Besatzung in der Schule gelernt. Er erklärt uns, wie alle wichtigen Bauten und Strassen auf Tilos in dieser Zeit gebaut wurden und wie nun Italiener und Engländer alte Häuser kaufen und renovieren oder gar neue Häuser bauen. Ein wirklich rührend netter alter Mann!
Nach der Besichtigung der Chora leisten wir uns eine Cola in einer kleinen Inbiss-Bar am Dorfrand. Ein junger Mann bedient uns, er ist aus Athen hierher gezogen (viele Insulaner machen es genau umgekehrt) und erzählt uns wie schön es hier sei und wie zur Förderung der Einwanderung über Jahre praktisch keine Steuern erhoben werden. Die Probleme von Tilos seien das Fehlen von Jugend auf der Insel und, dass man für spezielle Einkäufe nach Rhodos müsse und es im Winter oft vorkomme, dass die Fähre wegen schlechtem Wetter nicht rückkehren kann und man müsse in einem Hotel übernachten.
Ein Drittel des Weges zurück nach Livadia machen wir zu Fuss dann halten wir den vorbeifahrenden Bus an und steigen zu.
Im Hafen sind inzwischen einige weitere Jachten hinzugekommen und neben uns ist ein nettes schweizer Paar Ueli und Ruth.
Mit ihnen zusammen mieten wir am nächsten Tag einen Taxi und lassen uns für 30 Euro zum Kloster ganz im Nordwesten der Insel bringen. Der Taxifahrer sagt uns, dass heute das Kloster zwar geschlossen ist, der Prior sei in Rhodos, aber er wisse, wo man den Schlüssel findet. Auf dem Weg zum Kloster fährt man an der Chora vorbei und der Taxifahrer organisiert für uns die Besichtigung und Führung im kleinen Museum der Zwergelefanten. Dort übernimmt eine ältere Dame die sichtlich Spass und ein fundiertes Wissen hat, die Erklärung der Geschichte der Ansiedlung von Elefanten und der Degenerierung zu Zwergelefanten auf Tilos. Nach dem Besuch des winzigen Museums fahren wir die lange Strecke zum Kloster und der Taxifahrer erzählt uns, wie die Strasse vom kleinen Ort auf der Nordseite bis zum Kloster (sind einige Kilometer!) von der Bevölkerung von Tilos eigenhändig gebaut wurde. Das Kloster selbst ist ziemlich schlicht gebaut, vom Meer aus nicht sichtbar und vom Land aus kaum. Es klebt an einer Felswand in einer Schlucht. Welche Ruhe kann man hier geniessen! Eine Quelle mit herrlich frischem Wasser entspringt aus dem Felsen. Der Taxifahrer nimmt sich alle Zeit, führt uns durch das Kloster und erzählt uns, wie das Kloster bei bestimmten religiösen Festlichkeiten als Festplatz gebraucht wird.
Er fährt uns gegen Mittag zurück nach Livadia. Das Ganze hat gut 3 Stunden gebraucht und die 30 Euro dafür waren wirklich nicht viel.
Tilos gefiel uns wirklich sehr gut. Überaus nette Menschen, keine Hektik, wenig Touristen und unverdorben. Wenn ich mir einen Ort aussuchen müsste, wo man die Sorgen abschütteln, die Ruhe geniessen und zugleich das mediterrane Klima geniessen kann, wäre Tilos ein bevorzugtes Ziel.

 
Tilos  links: die Kirche in der Chora. rechts: das Kloster

Nach der dritten Übernachtung in Tilos ist die Wetterlage so ruhig, dass wir beschliessen die ausgelassenen Inseln Chalki und Alimia zu besuchen und fahren nach Südosten.
Auf dem Weg dorthin können wir zwei Stunden bei 3-4 Bft vom NW segeln. Dann schwächt der Wind ab und in den kurzen Wellen killen die Segel nur noch hin und her. Wir kommen am frühen Nachmittag in Emporeio an, Hauptort von Chalki, und legen uns gut gefendert da ein leichter Schwell vorliegt, längsseits an die Hafenmole.
Chalki ist ganz anders als Tilos. Die Gebäude sind eher vom gleichen Baustil wie in Symi, auch zur Buchtmitte ausgerichtet aber gut die Hälfte der Häuser ist verlassen und sie zerfallen vor sich hin. Ein grosser Teil der Bevölkerung ist nach Rhodos oder zum Festland ausgewandert. In neuerer Zeit kaufen Engländer und Italiener die alten Häuser, lassen sie renovieren und das kleine Städtchen belebt sich langsam wieder.
Am nächsten Tag fahren wir in die Bucht Potamos auf der Südseite von Chalki. Sehr schöne Bucht mit klarem Wasser, Sandgrund und einem schönen Strand. An diesem Tag ist aber in der Bucht ein nicht ganz angenehmer Schwell. Wir bleiben trotzdem über Nacht hier.

Dann gehts es nach Alimia. Zuerst ankern wir zuhinterst in der grossen Bucht. Schöner Platz. Eine einzelne Jacht in der kleineren Bucht ganz im Süden der grossen und zwei kleine Fischerboote tummeln sich hier. An Land eine Ziegenherde und ein paar verlassene Häuser. Der Wind steht heute vom Südosten, und der Himmel ist teilweise bewölkt.
Zum besseren Schutz gegen südliche Winde versetzen wir uns am frühen Nahmittag in die kleine südliche Bucht und ankern über 14 m Sandgrund. Am Tag danach hat die Bewölkung weiter zugenommen und es ziehen Gewitter in der Gegend. Es fällt auch bald ein heftiger Regen, der erste seit Galaxidi und das war vor beinahe drei Monaten.
Nach der zweiten Übernachtung und Durchzug der Gewitterfront fahren wir zurück nach Tilos und legen für eine Nacht wieder im kleinen Livadia-Hafen an.

 
links: Chalki. rechts: verlassene Häuser in Alimia

Die nächste Insel die wir besichtigen wollen ist die Vulkaninsel Nisyros. Diese Insel bietet keine Ankerplätze, also legen wir im Pali-Hafen an. Nicht ganz schwellfrei, aber anständig. Im kleinen Dorf Pali gibts zwei Tavernen und einen winzig kleinen Minimarkt. Ein Bus verbindet mehrmals täglich Pali mit dem Hauptdorf Mandraki und mit dem Dorf am Rand des Vulkankraters.
Im Laufe des Nachmittags bevölkert sich der Hafen unter anderem durch eine englische Flottille. Um die Insel herum bläst ein südlicher Wind, trifft die Boote im Hafen breitseits und durch die Hafeneinfahrt kommt ziemlich Schwell herein. Bis der Flottillenführer alle Boote versorgt hat, vergehen gute drei Stunden intensives Hafenkino. Wiederholte Ankermanöver, Ankersalate nach und nach, blockierte Ankerwinschen, mit dem Wind treibende Schiffe usw. usw. Ihr kennt es ja.
Am nächsten Tag hat der Wind noch etwas zugenommen, Wolken ziehen durch den Himmel, aber glücklicherweise verschwindet die Flottille aus dem Hafen und macht Platz für andere Boote. Den ganzen Tag hindurch kommen neue Jachten in den Hafen und jedesmal grosse Aufregung auf allen Schiffen bis jeder sicher vertäut ist. Sehr sympathisch, nett und überaus aktiv sind zwei junge Israeli die ein kleineres Segelboot von England nach Israel überführen. Sie helfen überall wo sie können. Tauchen im Hafenwasser um Kettenwuhlings anderer Schiffe zu lösen, helfen an- und ablegen. Drei Tage verbringen wir in Nisyros. Wir wollten anschliessend auf der Südseite der Bimsstein-Inseln Yali ankern. Mit den südlichen Winden ist es aber nicht möglich, so fahren wir nach Kos in die Marina denn bald bekommen wir für eine Woche Besuch von unserer Tochter, unserem Schwiegersohn und noch viel wichtiger, unserer ersten Enkeltochter die wir erst auf Fotos gesehen haben.

 
Nysiros   links: Pali mit dem Hafen. rechts: im kleinen Dorf Pali

29. September bis 10. Oktober, Kos - Kalymnos - Leros - Patmos - Arki - Lipsi - Patmos - Leros - Platy - Kos
Die Woche mit meiner Tochter, Schwiegerson und Enkelin führt uns zu den bereits besuchten Inseln nördlich von Kos.
Etwa 150 Seemeilen fehlen meinem Schwiegersohn für die Erreichung der magischen Grenze von 1000 die, zumindest in der Schweiz, neben der Theorieprüfung entscheiden, ob jemand sich Skipper nennen kann oder nicht. Also wird diese Woche zu einem Meilentörn. Meine Tochter ist sozusagen auf unserem Schiff aufgewachsen und hat bereits seit einigen Jahren den Skipper-Schein und die kleine Enkeltochter erlebt, kaum 4 Monate alt, wie schön es auf dem Wasser ist. Das gibt eine Segler-Familie!
Wir besuchen nacheinander die Palaio-Bucht von Kalymnos und dort gehen wir diesmal zu der Taverna von Nicolas zu einem schlichten aber schmackhaftem Nachtessen. Wir unterhalten uns auf Italienisch noch lange mit Nicolas der uns interessante Geschichten über Kalymnos und sich selbst erzählt.
Am nächsten Tag fahren wir zum Ankerplatz hinter der Archangelos-Insel im Norden von Leros. Wegen Schwell und trübem Wasser (allemal Strömung aus einer der beiden Fischzuchten) bleiben wir nur für eine Mittagspause hier. Danach Anker auf und weiter nach Patmos im Skala-Hafen wo wir an die Pier anlegen.
Am nächsten Morgen besichtigen meine Tochter und mein Schwiegersohn Skala, die Chora und das Kloster und in der Zwischenzeit gelingt es mir von einem Fischer ein Kilo fangfrische Rotbarben zu bekommen. Weiter gehts am Nachmittag nach Arki zum Porto Stretto vor Anker für die Nacht.
Die nächsten Etappen sind Lipsi bei der kleinen Insel Manoli wo wir für eine Badepause ankern und Lipsi Moschato-Bucht wo wir etwa 5 Stunden vor Anker verbringen.
Für die Nacht fahren wir wieder nach Patmos und gehen dort in die Griko-Bucht vor Anker.

 
Leros   links: mit dem Sitzen auf dem Stuhl des Kapitäns klappts noch nicht so richtig.  rechts: in der Bucht von Xerokampos

Am nächsten Tag gibt es wieder einen Badehalt in dem herrlichem Wasser bei dem Prassonisi-Inselchen und weiter gehts nach Leros in die Bucht von Xerokampos.
Xerokampos kannten wir noch nicht. Ist eine schöne, grosse und tiefe Bucht mit gutem Sandgrund und gutem Schutz bei nördlichen Winden.
Noch einen Tag später schalten wir einen Badestopp bei der Insel Platy und fahren anschliessen nach Kos in die Marina.
Die Woche ist leider schon vorbei und am Abend müssen wir uns "mit einem Knoten im Hals" von unseren Besuchern trennen. Sie fliegen wieder nach Hause.
Jetzt wird es langsam Zeit uns auf dem Weg zu unserem Winterstandort Kemer zu machen und klarieren am nächsten Tag in der Kos-Hauptstadt bei den diversen Behörden aus (harbor master > Pass-Polizei > Zoll (war nicht nötig mit einem EU-Schiff) > harbor master). Jetzt sind alle Papiere und alle Stempel in Ordnung und wir können am nächsten Morgen zu der Türkei 'rüberwechseln.

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